Finanzen im Alltag

Leben auf Pump – buy now, pay later: bequemer Konsum oder Schuldenfalle?

BNPL. Haben Sie davon schon mal gehört? Wir klären auf, wofür die Abkürzung steht und ob dahinter ein praktischer Service steckt, oder doch eher die Schuldenfalle lauert.

Zunächst mal: Was heißt BNPL? Vielleicht ist Ihnen die ausgeschriebene Form „Buy now, pay later“, also „Jetzt kaufen, später bezahlen“ eher geläufig. Vielleicht kennen Sie das sogar ZU gut? Gemeint ist, dass Shops den Käuferinnen und Käufern die Möglichkeit bieten, Produkte sofort zu kaufen (buy now) und die Zahlung in Raten zu leisten oder auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben (pay later) – oft ohne Zinsen und sehr flexibel.

Vier Buchstaben, jede Menge finanzielle Folgen: Hinter dem auf den ersten Blick so unkomplizierten System verbergen sich Risiken, die schnell zu finanziellen Problemen und immer weiter abwärts in die Schuldenspirale führen können. Denn „Buy now, pay later“ heißt im Klartext: Leben auf Pump. Wir zeigen, wie Sie den Weg in die Schuldenfalle vermeiden können.

Warum immer mehr Menschen auf Pump leben

Die heutige Gesellschaft ist mehr denn je von Konsum geprägt. Da wirkt die Möglichkeit, Dinge sofort besitzen zu können, ohne gleich zu zahlen, wie ein riesiger Vorteil. Die häufigsten Gründe, warum immer mehr Menschen Ratenzahlungen, BNPL & Co. nutzen:

  • Bequemlichkeit: Sogar teure Produkte können ohne große Hürden gekauft werden, denn erst mal wird ja scheinbar kein Geld ausgegeben. Und bis zum Zeitpunkt, wenn die Zahlung fällig wird, „ist ja bestimmt wieder Geld auf dem Konto“.
  • Sofortzugang: Etwas sehen und sofort haben können – das Belohnungssystem im menschlichen Gehirn jubelt.
  • Sozialer Druck: Seit jeher wollen wir Menschen uns vergleichen. Durch soziale Medien und das ständige Streben nach besseren Produkten und neuesten Trends steigt auch der Wunsch, mithalten zu können – oft auf Kosten der eigenen Finanzen.
  • Steigende Kosten: Das Geld wird knapper. Inflation, immer höhere Preise für Lebensmittel, mehr Ausgaben für Miete, Energie, Versicherungen … Da scheint BNPL kurzfristig die ideale Lösung zu sein, um etwas Luft im monatlichen Budget zu haben.

Doch dieses Konsumverhalten ist dünnes Eis: Wer ständig auf Pump kaufen für ganz normal hält und regelmäßig Verpflichtungen in die Zukunft schiebt, biegt ab Richtung Schuldenspirale.

Die Schuldenfalle: Wenn Schulden mehr Schulden werden

Wenn bestehende Schulden gar nicht oder nur teilweise beglichen werden können, entstehen neue Schulden. Ein Teufelskreis, der schnell Fahrt aufnimmt und nur schwer durchbrochen werden kann. Zunächst beginnt alles ganz harmlos – und endet nicht selten in gesundheitlichen Problemen.

Junge blonde Frau sitzt an einem Tisch der voller Rechnungen und Mahnungen ist. Hinter ihr steht ein Bett. Sie sieht unglücklich, nachdenklich aus und hält eine Mahnung in der Hand.

Die Schuldenspirale: Welche Erklärung gibt es dafür? Regelmäßige Ausgaben werden unterschätzt und BNPL-Verpflichtungen nicht dazugerechnet, denn gekauft wurde schon längst, die Zahlung steht aber erst viel später an. Da ist die Ausgabe oft schon vergessen. Also wird mit weiteren „Pay later“-Käufen versucht, Zahlungen hinauszuschieben oder Löcher zu stopfen, und es entstehen immer mehr Verpflichtungen. Können die nicht rechtzeitig bezahlt werden, kommen Mahngebühren und hohe Verzugszinsen obendrauf.

Wenn dann auch noch Unvorhergesehenes passiert wie das kaputte Auto, sind kaum noch Auswege in Sicht. Das führt irgendwann zum negativen Schufa-Eintrag, die Bonität sinkt, die Schulden steigen spiralförmig in die Höhe – und der Stress gleich mit. Denn Schulden belasten nicht nur das Konto, sondern auch die Psyche. Permanente Geldsorgen können Scham, Angst und gesundheitliche Probleme hervorrufen und damit die gesamte Lebenssituation verschlechtern.

Das BNPL-Angebot und was dahintersteckt

„Buy now, pay later“ klingt möglicherweise nicht wie etwas, das Sie nutzen. Aber vielleicht PayPal oder Klarna, Amazon Pay, Ratepay oder Sezzle? Schnell ist der Button „Später bezahlen“ geklickt, ohne lange darüber nachzudenken, was dahintersteckt. Doch der Ratenkauf oder die automatische Zahlung nach einer bestimmten Zeit bedeutet bei vielen Anbietern eine automatische Schufa-Abfrage, bei Zahlungsverzug außerdem negative Einträge und nicht selten Zinssätze von über zehn bis 30 Prozent. Viele Nutzerinnen und Nutzer verlieren gerade bei kleinen wiederkehrenden Zahlungen den Überblick; die Schulden summieren sich.

Die Risiken von „Buy now, pay later“: Diese Fehler sollten Sie vermeiden

Obwohl es auf den ersten Blick harmlos und unkompliziert erscheint: Vergessen Sie nicht, dass Sie mit BNPL Schulden machen. Auch wenn es vielleicht erst mal nur 20 Euro sind und nur für 30 Tage. Dann kommen aber vielleicht noch mal 20 Euro dazu … und noch mal 50 …

Diese Fehler führen häufig in die Schuldenfalle:

  • Fehlendes Budgetbewusstsein: Das Gesamtkostenrisiko wird unterschätzt. Denn die BNPL-Zahlungen werden häufig auf mehrere Raten verteilt, und sie erscheinen als einzelne Posten. Zusammengerechnet? Wird selten.
  • Keine Übersicht über Verpflichtungen: Häufig werden Käufe bei verschiedenen Anbietern getätigt, damit fehlt der Gesamtüberblick über alle laufenden BNPL-Verträge.
  • In Zahlungsverzug geraten: Viele sind von den verschiedenen Zahlungen überwältigt, haben vielleicht mit unerwarteten Ausgaben zu kämpfen und geraten so in Verzug. Dann kommen auf die offene Summe zusätzlich hohe Gebühren.
  • Verharmlosung der Risiken: Oft wird „Buy now, pay later“ ohne klassische Bonitätsprüfung oder sofortige Schufa-Einträge angeboten. Das erzeugt ein Gefühl von Sicherheit, aber Vorsicht: Das ist trügerisch. Und auch die oftmals eher kleineren Beträge werden heruntergespielt, können sich aber schnell zu hohen Gesamtkosten summieren.
  • Negativer Schufa-Score: Wann bekommen Sie einen Schufa-Eintrag, und was steht in der Schufa? Ein Schufa-Eintrag gibt die Kreditwürdigkeit einer Person an, ist also nicht per se negativ. Dokumentiert werden finanzielle Verhaltensweisen, zum Beispiel das Bezahlen von Rechnungen (rechtzeitig oder zu spät?) oder Kreditrückzahlungen (regelmäßig oder ausstehend?). Zahlungsverzug führt schnell zum negativen Eintrag.

Der Schufa-Eintrag: Welche Auswirkungen hat er?

Schauen wir noch mal genauer auf die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Sie ist eine der bekanntesten Stellen in Deutschland, die Auskunft über die Kreditwürdigkeit von Verbraucherinnen und Verbrauchern geben. Was genau bedeutet ein Schufa-Eintrag, und welche Konsequenzen hat er? Wie entsteht ein negativer Eintrag, und wie lässt er sich vermeiden? Wie lange bleibt er bestehen, wenn alles bezahlt ist?

Ein Schufa-Eintrag dokumentiert Ihre finanziellen Verpflichtungen und Ihr Zahlungsverhalten. In der Datenbank werden Informationen über Ihre Verträge, Kredite, Bankkonten, Kreditkarten, laufende Leasing- und Handyverträge aufgelistet. Ziel ist, Unternehmen davor zu schützen, Verträge mit Verbraucherinnen und Verbrauchern einzugehen, bei denen Zahlungsausfälle drohen. Also wird die Bonität bewertet. Der Schufa-Score reicht von 0 bis 100, wobei 100 die höchste Kreditwürdigkeit bedeutet. Ein niedriger Score dagegen kann zu höheren Kreditzinsen führen oder die Genehmigung von Krediten und weiteren Ratenzahlungen sowie das Abschließen von Mietverträgen komplett verhindern. Sogar einen neuen Mobilfunkvertrag zu schließen kann mit negativen Einträgen schwierig werden.

Solche negativen Einträge entstehen, wenn Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, zum Beispiel durch unbezahlte Rechnungen oder Zahlungsverzug, aber auch durch Mahnbescheide oder wenn ein Kreditvertrag gekündigt wird, weil Raten nicht beglichen wurden. Ein negativer Eintrag durch nicht bezahlte Rechnungen bleibt drei Jahre nach der vollständigen Tilgung gespeichert; die Frist beginnt mit dem Jahr, das auf die Begleichung der Schulden folgt. Übrigens: Verbraucherinnen und Verbraucher können jährlich eine kostenfreie Schufa-Selbstauskunft anfordern, um ihre Daten zu prüfen und mögliche Fehler zu melden.

Junge Frau sitzt mit einer Kreditkarte in der Hand vor einem Computer und zahlt direkt

Notgroschen aufbauen und negative Einträge vermeiden

Ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Finanzen ist die beste Strategie, um negative Schufa-Einträge zu vermeiden. Behalten Sie den Überblick über alle offenen Beträge, zahlen Sie pünktlich und nutzen Sie „Jetzt kaufen, später bezahlen“ nur dann, wenn Sie den Betrag zum Fälligkeitszeitpunkt in Ihr Budget eingeplant haben. Sorgen Sie unbedingt für Rücklagen, um unvorhergesehenen Ausgaben entspannt zu begegnen und nicht auf BNPL-Lösungen zurückgreifen zu müssen. Der Aufbau eines Notgroschens ist schon mit kleinen Summen pro Monat machbar!

Schuldenfalle vermeiden: So klappt’s

Der Notgroschen, den wir eben schon kurz erwähnt haben, ist ein Hilfsmittel, um gar nicht erst in die Schuldenfalle zu tappen. Was können Sie sonst noch tun?

  • Nur kaufen, was Sie sich jetzt leisten können: Überlegen Sie vor dem Kauf genau und seien Sie ehrlich zu sich selbst, ob der Kauf wirklich nötig ist – und ob Sie das Geld dafür haben und ausgeben wollen. Wenn Sie es jetzt nicht haben, ist das Risiko hoch, dass das auch in 30 Tagen nicht anders ist.
  • Haushaltsbuch führen: Behalten Sie mit einem analogen oder digitalen Haushaltsbuch den Überblick über alle Einnahmen und vor allem die Ausgaben. So sehen Sie schnell, welchen finanziellen Spielraum Sie haben.
  • Budget planen: Setzen Sie sich ein festes Budget für flexible Ausgaben. Das geht zum Beispiel gut mit der 50-30-20-Regel und hilft, den eigenen finanziellen Rahmen einzuhalten.
  • Schulden limitieren: Schließen Sie nicht mehrere BNPL-Verträge gleichzeitig ab. Je weniger laufende Verpflichtungen, desto überschaubarer.

Fazit: BNPL – praktisch oder problematisch?

Jetzt kaufen, später bezahlen ähnelt dem Kauf auf Rechnung bzw. der Ratenzahlung, nur noch flexibler. Verlockend! Aber Vorsicht: Diesen bequemen Service bezahlen Sie – mit dem Druck der Rückzahlung und bei Verzug auch mit teuren Zinsen. So wird Ihr vermeintlich günstiger Einkauf teurer.

Shoppen, ohne dass Geld vom Konto geht? Klar, klingt super. Fürs Erste. Das ist einer der Gründe, warum Kaufen auf Pump gerade bei jüngeren Menschen immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Aber Achtung: Das wird schnell zur Schuldenspirale. Denn wenn Sie heute und morgen und vielleicht auch nächste Woche etwas online bestellen, verlieren Sie schnell den Überblick. Und die saftige Rechnung wird zur unangenehmen Überraschung.

Die Vorteile von BNPL – Flexibilität und schnelle Abwicklung – sollten Sie nur dann nutzen, wenn Sie das Modell bewusst und sparsam verwenden. Denn die Risiken – Kontrollverlust, hohe Mahngebühren und negative Schufa-Einträge – überwiegen bei unbedachtem Konsum häufig.

Ein Leben auf Pump gerät schnell außer Kontrolle. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Finanzen dagegen ist der Schlüssel zur Vermeidung der Schuldenfalle und bringt Sie auf den Weg zu einem selbstbestimmten und sorgenfreien Leben mit klarem Blick auf Ihre Ziele.

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