Finanzen fürs Eigenheim

Wohnen der Zukunft: Was wird sich verändern?

Wir gehen der Frage auf den Grund wie wir in Zukunft leben wollen.

Hochhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise sind im Kommen. Immer mehr Stadtplaner*innen und Architekt*innen in Europa setzen auf einen der ältesten Baustoffe der Menschheitsgeschichte.

Die Art, wie wir Menschen wohnen, hat sich im Lauf der Jahrhunderte immer wieder grundlegend verändert. Auch jetzt zeichnet sich wieder einmal ein Umbruch ab. In Zeiten des Klimawandels bemühen sich Stadtplaner*innen und Architekt*innen um energieeffiziente Gebäude, die den Bedarf ihrer Bewohner an Strom, Wärme und Brauchwasser durch Sonnenkollektoren, Wärme- und Regenspeicher eigenständig decken. Neue Häuser, so das Ziel, sollen der CO2-Bilanz nicht schaden, sondern sie sogar deutlich verbessern. 2021 teilten sich rund 7,89 Milliarden Menschen den Platz auf unserem Blauen Planeten. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt in Städten. Darum entstehen gerade im urbanen Raum immer mehr umweltbewusste Wohnprojekte. Das Wohnen der Zukunft setzt dabei auch auf einen der ältesten Baustoffe der Menschheit: Holz liegt im Trend. Holz lebt und schafft ein angenehmes Raumklima. Und mit Holz kann heute Erstaunliches geschaffen werden. „Nach dem Jahrhundert des Stahls und dem Jahrhundert des Betons leben wir jetzt im Jahrhundert des Holzes“, ist Marlen Schlosser, Geschäftsführerin eines Holzbauunternehmens in Jagstzell, überzeugt. „Der nachwachsende Rohstoff besitzt sehr gute wärmedämmende Eigenschaften, speichert CO2, ist variabel und belastbar und lässt sich dank hohem Vorfertigungsgrad unschlagbar schnell verarbeiten.“ Moderne Holzhäuser sind nicht mehr brandgefährdet als andere Gebäude. Im Gegenteil: Durch das gleichmäßige Abbrennen und die Entwicklung einer Holzkohleschicht können Holzrahmenbauten bei einem Feuer sogar besser standhalten als die Stahlträger.

Die eindrucksvollsten Holzhochhäuser Deutschlands gibt es – wie könnte es anders sein? – in Baden-Württemberg, dem Land der Häuslebauer*innen und Erfinder*innen. Das verwendete Bauholz stammt aus nachhaltiger Holzwirtschaft, wie sie hierzulande schon seit 300 Jahren betrieben wird. Es wächst also immer mehr Holz nach als genutzt wird. Bauholz speichert zudem weiterhin das einmal gebundene CO2. Die neu gepflanzten Bäume arbeiten dann erneut zugunsten des Klimas.

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Oase in der Grossstadt

Wohnen wir in Zukunft wieder in Baumhäusern? Unmöglich ist das nicht! Dieses rundum begrünte Wohngebäude steht seit 2013 mitten im Industrieviertel der italienischen Großstadt Turin. Das „25 Verde“ verbindet unter einem Dach(garten) urbanes mit ländlichem Wohngefühl. Ersonnen und realisiert hat das ungewöhnliche Gebäude mit seinen 63 Wohnungen und einem 1500 Quadratmeter großen grünen Innenhof der Architekt Luciano Pia. Die fünf Stockwerke bestehen fast komplett aus Holz. Eine Struktur aus Stahl stützt die Konstruktion. An der Fassade wachsen in stabilen Töpfen rund 1.50 Bäume, die bis zu acht Meter hoch sind und pro Stunde fast 200.000 Liter Kohlendioxid aufnehmen. Die Grünanlagen werden mit gespeichertem Regenwasser versorgt.

25 Verde in Turin

CARL der Große

CARL wird SKAIO (siehe darunter „Herz aus Holz“) bald den Rang als Deutschlands höchstes Holzhaus in Hybridbauweise ablaufen: 45 Meter und 14 Wohngeschosse hoch hinaus will die Baugenossenschaft Arlinger in Pforzheim mit ihrem nachhaltigen Leuchtturmprojekt. Im Oktober 2021 haben die Bauarbeiten begonnen. Die Bauelemente werden im bayerischen Aichach aus heimischem Holz vorgefertigt. Neben 37 erschwinglichen Mietwohnungen wird CARL auch einer Kindertagesstätte und einer Bäckerei mit Tagescafé Platz bieten.

Herz aus Holz

Es hat zehn Geschosse und ragt 34 Meter hoch in den Himmel: Das SKAIO ist derzeit das höchste Gebäude in Deutschland, dessen wesentliche Teile aus Holz bestehen. Auf den ersten Blick ist das „Herz aus Holz“ nicht zu erkennen. Denn die Fassade des Hochhauses und des angehängten Sechsgeschossers ist zum Schutz gegen Umwelteinflüsse mit Aluminiumplatten verkleidet. Sockelgeschoss und Treppenhaus bestehen aus Stahlbeton. Die Holzwän­de und ­-decken sind ausschließlich aus Fichtenholz gefertigt, das überwiegend aus deutschen Wäldern stammt und zudem das Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft trägt. Zur Bundesgartenschau 2019 errichtete die Stadt Heilbronn ihr Vorzeigeprojekt für innovatives Bauen und Wohnen. 2020 wurde das Holz-Hybrid-Hochhaus mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Architektur ausgezeichnet. „Das SKAIO ist ein architektonischer Pionier und Wegbereiter für den Holzbau in Deutschland“, lobt Amandus Samsøe Sattler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. „Es hat die Dimensionen des Machbaren neu ausgelotet, sodass andere Projekte unmittelbar davon profitieren.“

Skaio – höchstes Holzhaus Deutschlands

Wohnen im Garten

Auf dem Gelände der baden-württembergischen Landesgartenschau 2024 schafft die Stadt Wangen im Allgäu ein „blühendes“ Wohnviertel mit 300 Wohneinheiten. Die bunte vielfältige Bepflanzung der Außenanlagen, Fassaden und Dächer sowie Wasser-, Obst- und Familiengärten sollen „In den Auwiesen“ zu einem lebendigen Garten für die späteren Bewohner*innen machen.

Emission gleich Null

In Aalen nimmt ein Großbauprojekt Formen an, das auf Netto-Null-Emissionen ausgerichtet ist. Das Neubaugebiet „Tannenwäldle“ schafft auf 7,5 Hektar Baugrund 350 Wohneinheiten für rund 700 Bewohner*innen und soll Vorbild für eine klimaneutrale Wohnquartier-Entwicklung werden. Auf einem 6.500 Quadratmeter großen Grundstück innerhalb des Neubaugebiets starteten kürzlich die Bauarbeiten für das LIAS Quartier – laut dem ausführenden Unternehmens Schlosser Holzbau aus Jagstzell Süddeutschlands größtes Holzbauprojekt. Was jede Menge Baufläche spart: Die 14 Maisonette-Stadthäuser, acht Penthouse-Wohnungen und ein Mehrfamilienhaus mit 18 Wohneinheiten in energieeffizienter Holzingenieurbauweise werden auf dem Flachdach eines Lebensmittelmarkts errichtet.

Beste Umweltbilanz: Baumaterial aus der Natur

David Nelles und Christian Serrer haben mit Unterstützung der Sparda-Bank BW bereits zwei Bestseller zum Thema Klimawandel geschrieben. Dazu befragten sie insgesamt 350 renommierte Wissenschaftler*innen. Zum Thema Bauen haben die jungen Autoren herausgefunden, dass aktuell alle Gebäude der Welt durch den Bau und bei der Nutzung insgesamt mehr als ein Fünftel der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen. Allein durch den Einsatz von Stahl und Zement zur Errichtung und Renovierung von Gebäuden sind nach ihren Recherchen im Jahr 2018 rund 16 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors zusammengekommen. Die beste Umweltbilanz können Naturmaterialien wie Holz oder Lehm vorweisen. Nelles und Serrer kommen zu dem Fazit: „Wird Holz als Baustoff verwendet, so kann das der Atmosphäre beim Wachstum des Baumes entzogene CO2 über die Lebenszeit des Gebäudes in diesem gespeichert werden – und damit durch nachwachsende Bäume erneut CO2 der Atmosphäre entzogen werden.“

Mehr zum Buch „Machste dreckig – machste sauber: Die Klimalösung“ lesen Sie in unserer Story „Warum Deutschland die Welt verändern könnte“.

David Nelles und Christian Serrer

Die höchsten Holz-Wohnhäuser der Welt

  • Das weltweit höchste Holzhaus steht im norwegischen Brumunddal. Der Mjøstårnet, übersetzt „Turm des Mjøsa-Sees“, wurde 2019 fertiggestellt und kann mit 85,4 Metern und 18 Stockwerken aufwarten. Die entscheidenden Weltrekord-Meter werden allerdings durch eine Pergola auf dem Dach erreicht.
  • „Hoho“, können die Wiener da bloß sagen. Denn genau genommen ist ihr Wolkenkratzer aus Holz sogar höher als der Mjøstårnet. Zwar misst das HoHo in der Seestadt Aspern nur 84 Meter. Die sind aber auf 24 Geschossen bis unters Dach bewohnt. Auch dieser nachhaltige Wolkenkratzer steht seit 2019. Laut den Projektplanern dauert es nur 77 Minuten, bis die gesamte Menge an Holz, die für den Bau benötigt wurde, in österreichischen Wäldern nachwächst.
  • Mit dem HAUT in Amsterdam belegen die Niederländer seit 2021 Platz 3 des weltweiten Holzwolkenkratzer-Rankings. 73 Meter und 21 Stockwerke ragt das eindrucksvolle Gebäude in den Himmel. In den Niederlanden gibt es nicht den hierzulande üblichen „ersten Spatenstich“, sondern es wird feierlich der erste Pfahl eines Neubaus gesetzt. Für das HAUT (französisch für „hoch, erhaben“) trafen sich die Mitwirkenden zum Baubeginn für das Pflanzen eines Baumes, um den ökologischen Aspekt des Vorhabens hervorzuheben.
  • In Hamburg hat an der Elbe der Bau des viertgrößten Holzhochhauses der Welt begonnen. Das „Roots“ (englisch für „Wurzeln“) soll 65 Meter hoch werden und ist als 19-geschossiges Gebäude mit einem angrenzenden siebengeschossigen Riegel geplant. Die Kosten für das Ökoprojekt am Baakenhafen werden mit 140 Millionen Euro angegeben.

Wussten Sie schon …

… dass der niederländische Konzeptkünstler Daan Roosegaarde den Smog Free Tower erfunden hat? Das sieben Meter hohe Kunstwerk filtert in Innenstädten die schmutzige Luft.

… dass der Zentralbahnhof von Stockholm die Abwärme der Menschen nutzt, die dort unterwegs sind? Die aufgewärmte Luft der Bahnhofshallen wird durch Ventilatoren zu unterirdischen Wassertanks geleitet. Das warme Wasser fließt ins Heizsystem eines benachbarten Bürohochhauses.

… dass die holländische Stadt Utrecht im Sommer 2019 die Dächer von über 300 ihrer Bushaltestellen begrünen ließ?

… dass Luxemburg als erstes Land weltweit am 1. März 2020 den kostenlosen öffentlichen Nah- und Fernverkehr eingeführt hat?

Smog Free Tower

Unser SpardaWelt Kundenmagazin

Dieser Artikel ist auch in der SpardaWelt Mai/Juni 2022 erschienen. In unserem Kundenmagazin können Sie weitere spannende Storys lesen, Gewinnspiele entdecken und Veranstaltungen in Ihrer Umgebung finden.

Bilder Copyright
Titelbild – Garbe Immobilienprojekte
Beitragsbilder (von oben nach unten) – Lucianopia/Beppe Giardino | Häfele, Nagold | Edmund Möhrle | Daan Roosegaarde

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