„Die Täter kommen fast immer ungestraft davon“

Immer mehr junge Menschen sind von Cybermobbing betroffen. Dies ergab die aktuelle Studie „Cyberlife III“, die das Bündnis gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) erstellt hat. Die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 21 Jahren ist seit 2017 um 36 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen sind das fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche.

Mobbing wird „gezielter und härter“

Im Zeitraum von Februar bis November 2020 wurden mehr als 6000 Eltern, Lehrkräfte und Schüler/innen zum Thema befragt. „Es zeigt sich deutlich, dass heute gezielter und härter gemobbt wird, als noch vor drei Jahren“, sagt Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses gegen Cybermobbing. Als Tatmotive würden vor allem zwei Gründe genannt: ‚Weil es die Personen verdient haben’ und ‚Weil ich Ärger mit der Person hatte‘.

Fernunterricht sowie Kontaktbeschränkungen in Folge der COVID-19-Pandemie habe die Situation noch verschärft, weil Jugendliche das Internet jetzt intensiver nutzten und sich ihre sozialen Kontakte noch mehr dorthin verlagert hätten. Die Zahlen zeigten überdies, dass sich das gelernte „negative Verhalten“ der Jugendlichen nicht verändert habe, weil es nicht sanktioniert wurde. „Die Täter kommen fast immer ungestraft davon“, so Leest. In vielen Fällen sei die Anonymität im Netz das Problem.

Bedrohliche Entwicklung

„Mobbing kann massive Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit haben“, warnt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Besonders alarmierend: Jedes fünfte Opfer von Cybermobbing hat aus Verzweiflung schon zu Alkohol oder Tabletten gegriffen und fast jeder vierte Betroffene äußerte Suizidgedanken. Auch hier haben sich die Zahlen seit 2017 signifikant erhöht.

Die Studienergebnisse zum Download sowie weitere Informationen und Hilfsangebote gibt es unter www.buendnis-gegen-cybermobbing.de.

Kostenlose Webinare für Eltern

Präventionsarbeit ist bei der Eindämmung von Cybermobbing sehr wichtig. Bei den regelmäßig stattfindenden Webinaren werden Eltern über die Problematik aufgeklärt und sensibilisiert.