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Marco Hampele ist Energieberater beim Energiezentrum Wolpertshausen im Landkreis Schwäbisch Hall. Wer sich an ihn wendet, will derzeit vor allem eines wissen: Lohnt es sich, die bestehende Gas- oder Ölheizung in meinem Wohnhaus gegen eine Wärmepumpe auszutauschen? Die Auskunft des Fachmanns mag viele überraschen. Anders als häufig behauptet, ist das klimafreundliche Heizen durch Ausschöpfen der Umgebungstemperatur nicht nur bei Neubauten die erste Wahl. Auch Bestandsgebäude können von der staatlich geförderten Technik profitieren – unter bestimmten Umständen sogar, wenn sie schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben.
Herr Hampele, wie funktioniert eigentlich eine Wärmepumpe?
„Eine Wärmepumpe läuft mit Strom und nutzt die Umgebungswärme. Die häufigste Variante, die auch am einfachsten nachzurüsten ist, holt sich die Wärme aus der Luft. Eine aufwendigere Technik arbeitet mit Erdwärme. Dafür müssen dann Erdkollektoren im Boden verbaut werden.“
Bleiben wir bei der Luftwärmepumpe. Wo kommt die Wärme her, wenn draußen Minustemperaturen herrschen?
„Eine Wärmepumpe kann noch bei minus 15 Grad Wärmeenergie aus der Luft ziehen. Das funktioniert über ein Kältemittel – bei den neuesten Modellen ist das Propan –, das bereits bei Minusgraden verdampft. Durch starke Komprimierung wird dieser Dampf weiter erwärmt. Diese Wärme wird dann an das Wasser im Heizsystem abgegeben.“
Und wenn es draußen noch kälter wird?
„In fast allen Wärmepumpen ist für extrem kalte Tage ein Elektroheizstab verbaut. Dieser kommt temporär zum Einsatz, wenn der Pufferspeicher der Wärmepumpe auf normalem Weg nicht mehr mit ausreichend Wärme versorgt wird. Allerdings haben wir in unseren Breitengraden sehr selten mal unter minus zehn Grad, erst recht nicht 24 Stunden am Stück.“
Es heißt ja, für die Nutzung einer Wärmepumpe wird eine Fußbodenheizung benötigt.
„Das ist ein verbreiteter Irrtum und stimmt so nicht mehr. Die Technik hat sich deutlich weiterentwickelt. Eine moderne Wärmepumpe arbeitet auch sicher und gut mit gängigen Heizkörpern. Es ist so: Je niedriger die Vorlauftemperatur ist, mit der das Wasser in Ihr Heizsystem einfließt, umso effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten. Bei einer Fußbodenheizung werden maximal 35 Grad Vorlauftemperatur benötigt. Das ist natürlich ideal. Als „magische“ Grenze bei Wärmepumpen gilt aber eine Vorlauftemperatur von 55 Grad. Doch die neuen Modelle schaffen auch 60 oder 65 Grad. In Wohnhäusern ab Baujahr 1995 funktionieren Wärmepumpen in aller Regel völlig problemlos. Damals gab es eine novellierte Wärmeschutzverordnung für Neubauten. Darum sind diese Häuser schon recht gut gedämmt.“
Das heißt, wer ein Haus hat, das vor 1995 gebaut wurde, kann die Wärmepumpe vergessen?
„Das muss nicht so sein. Wohnhäuser mit einem Baujahr zwischen 1977 und 1995 können Sie mit einer Heizlastberechnung auf Tauglichkeit prüfen lassen. Da müssen die einzelnen Heizkörper betrachtet werden. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, in den Wohnräumen sogenannte Niedertemperaturheizkörper einzubauen, die eine größere Wärmeabgabefläche haben und effizienter heizen. Weiter gibt es Hybridheizungen, die zwei Heizsysteme verbinden. Dann deckt die Wärmepumpe eine gewisse Grundlast ab, und wenn der Stromverbrauch bei sehr niedrigen Außentemperaturen zu hoch wäre, springt temporär etwa die Gasheizung ein. Diese Technik ist auch oft für Mehrfamilienhäuser eine gangbare Lösung.“
„Momentan sind Sie trotz der aktuell hohen Strompreise mit einer Wärmepumpe immer noch günstiger dran als mit einer Gasheizung.“
Marco Hampele, Energieberater
Was kostet das Nachrüsten einer Luftwärmepumpe für ein klassisches Einfamilienhaus?
„Ich würde 30.000 bis 35.000 Euro ansetzen. Davon kann man aber aktuell 25 Prozent Förderung abziehen. Wird eine Ölheizung ersetzt oder eine Gasheizung, die älter als 20 Jahre ist, kommen nochmal zehn Prozent obendrauf. Dann gibt es insgesamt 35 Prozent Förderung.“
Wie findet man am besten heraus, ob die Nachrüstung einer Wärmepumpe für das eigene Haus sinnvoll wäre?
„Lassen Sie im ersten Schritt unbedingt von einer*einem Energieberater*in einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen. Die Fachleute betrachten das gesamte Gebäude. Anhand der Bausubstanz und der Baupläne können sie das Haus über eine Computersoftware simulieren, die Schwachstellen aufzeigen, über die Wärme verloren geht, und konkrete Gegenmaßnahmen vorschlagen. Die Heizlastberechnung ist auch enthalten. Das lohnt sich auf jeden Fall, denn der Sanierungsfahrplan wird zu 80 Prozent gefördert. Unserer Erfahrung nach bleibt dann nur noch ein Eigenanteil zwischen 400 und 600 Euro. Wenn Sie anschließend Vorschläge gemäß Sanierungsfahrplan umsetzen, wie etwa Fenstertausch, Fassaden- oder Dachdämmung, gibt es zu den aktuell üblichen 15 Prozent Förderung noch einen zusätzlichen Förderbonus von fünf Prozent.“
Verbraucht das Heizen mit einer Wärmepumpe nicht Unmengen Strom?
„Momentan sind Sie trotz der aktuell hohen Strompreise mit einer Wärmepumpe immer noch günstiger dran als mit einer Gasheizung. Die Effizienz von Wärmepumpen wird mit der sogenannten Jahresarbeitszahl gemessen. Wurde das System optimal ausgelegt, können Sie eine Jahresarbeitszahl von 3,5 ansetzen. Wir rechnen mit einer Jahresarbeitszahl von mindestens 3. Das heißt, aus einer Kilowattstunde Strom werden drei Kilowattstunden Wärme. Wenn ich mein Einfamilienhaus bisher mit Gas geheizt und beispielsweise 21.000 kWh Gas im Jahr verbraucht habe, dann teile ich diese Zahl durch den Faktor 3 und weiß, mein Heizaufwand entspricht jährlich 7.000 kWh Strom.“
Das ist nicht gerade wenig.
„Das klingt erst einmal viel. Aber wenn Sie das Dach Ihres Einfamilienhauses mit einer guten Photovoltaikanlage ausstatten lassen, können Sie sogar schon ohne Zwischenspeicher bis zu 50 Prozent des Hausstroms und bis zu 20 Prozent des Stroms für eine Wärmepumpe abdecken. Eine PV-Anlage ist in jedem Fall wirtschaftlich, weil Sie mit einer festen Einspeisevergütung für 20 Jahre rechnen können. Die Kombination der Systeme Wärmepumpe und PV-Anlage bietet Hauseigentümern nicht zuletzt die beste Perspektive, langfristig energieautark zu werden.“
Herr Hampele, wir danken Ihnen für dieses interessante Gespräch!
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